Warum Stillen zur Hölle werden kann…

🕓 Lesezeit circa 4 Minuten

…und warum es sich trotzdem lohnt dranzubleiben!

Bild: Anton Nosik / CC BY-SA 2.0

Diesen Beitrag schreibe ich für alle Frauen, die verzweifelt versuchen zu stillen und mit dem Gedanken spielen auf Flasche umzusteigen, weil es so ein Leidensweg ist. Ich möchte Euch Mut machen, dranzubleiben und nicht aufzugeben. Denn Muttermilch ist nicht nur die beste Nahrung für Euer Kind; wenn das Stillen endlich klappt, ist es auch eine wundervolle Erfahrung. Doch der Weg dahin kann sehr hart sein. Bei mir fing es schon damit an, dass der Milcheinschuss sehr spät einsetzte. Die ersten Tage nach der Geburt kam nur sehr wenig Vormilch aus meiner Brust und mein Sohn saugte hungrig und fest und schrie die ersten Nächte durch. Das Ergebnis: ein hungerndes Kind, strapazierte Nerven und blutende Brustwarzen. Letzteres ist nicht übertrieben! Jedes Anlegen fühlte sich an als wenn Glasscherben meine Brüste durchschneiden würden.

Was die Heilung unterstützte und ich jeder Frau rate zu besorgen:

👉 Lanolin-Salbe (unbedingt nach jedem Mal stillen dick auftragen – von Anfang an!)
👉 Kochsalzlösung (mehrfach täglich auf die wunden Stellen geben)
👉 Gute Freundinnen, die das Problem kennen und Euch jeden Tag Mut machen
👉 Eine automatische Milchpumpe

Ich musste als frischgebackene Mama einen langen und steinigen Weg gehen. Als ich endlich Milcheinschuss hatte, musste ich mit meinem Sohn ins Krankenhaus. Wir waren knapp zwei Wochen dort und es war eine harte Zeit für uns als kleine Familie. Die Schwestern auf der Säuglingsstation bestanden darauf ihm die Flasche zu geben, weil ich gerade erst Milcheinschuss hatte und noch nicht genug Milch produzierte. Aus einer Flasche kommt die Milch aber so schnell und einfach herausgeflossen, dass es sehr schwer wird, das Kind zu überzeugen, danach wieder aus der Brust zu trinken. Denn das geht viel langsamer und ist viel anstrengender für die Kinder.

Mein Tipp für Mütter, die per Flasche zufüttern müssen:

👉 Die Flasche „Medela Calma„. Sie ist der Brust nachempfunden und die Kinder müssen die selbe Technik anwenden wie an der Brust, um die Milch herauszubekommen

Ich habe im Krankenhaus alle drei Stunden meinen Sohn an die Brust genommen. Er hat nur wenige Minuten gesaugt, es hat weh getan wie die Hölle und er hat schnell angefangen bitterlich zu weinen. Dennoch habe ich es alle drei Stunden über viele Wochen immer wieder probiert. Die Zeit an der Brust wurde immer länger. Nach dem Anlegen habe ich jedes Mal Milch mit einer elektrischen Milchpumpe abgepumpt. Nehmt keine manuelle Pumpe, die belastet die Brustwarze noch mehr, sondern eine elektrische Milchpumpe. Am Anfang habe ich nur 10-20ml abpumpen können. Brauchte aber pro Mahlzeit 70ml. Nicht aufgeben, Mädels! Es wird langsam mehr, man muss nur Geduld haben und dranbleiben. Anfangs bekam mein Sohn erst Muttermilch und direkt im Anschluss Fertigmilch. Nach drei Wochen hatte ich endlich genug Muttermilch, dass wir keine Fertigmilch mehr zufüttern mussten. Vor jeder Mahlzeit habe ich – wie eben erwähnt – erst versucht ihm die Brust zu geben. Ich war oft frustriert und den Tränen nahe, weil es nur wenige Minuten klappte und anfangs unfassbar schmerzhaft war. Aber ich habe durchgehalten. Und als er sieben Wochen alt war, trank er endlich komplett aus meiner Brust und brauchte keine Flasche mehr. Und ich musste nicht mehr abpumpen.

Die ersten drei Wochen nach der Geburt waren die schlimmsten. Die verletzten Brustwarzen waren so schmerzhaft und heilten nur so langsam ab, weil er ja alle paar Stunden erneut wieder daran saugte. Es war die Hölle! Grauenhafte Schmerzen!

Mein Tipp: wenn die Schmerzen zu stark werden, nehmt eine Ibuprofen-Tablette. Die wirkt Wunder. Das kann man ruhig mal ein paar Tage machen, aber natürlich nicht auf Dauer. Das Ibuprofen verträgt sich auch mit dem Stillen. Besprecht dies aber dennoch vorher mit Eurem Arzt oder Eurer Hebamme.

Es waren harte sieben Wochen bis uns das Stillen endlich gelang. Zwischendrin habe ich nicht mehr geglaubt, dass wir es je schaffen. Und natürlich wäre ich auch bereit gewesen, die nächsten Monate weiter abzupumpen und die Milch per Flasche zu füttern. Und wäre die Milch versiegt, wäre natürlich auch die Fertigmilch eine gute und wichtige Lösung gewesen. Aber wir haben durchgehalten und unser Ziel erreicht. Ich bin glücklich, dass mein Kind endlich nur Muttermilch trinkt. Denn das hatte ich mir so sehr gewünscht. Das ist gut für den Darm des Kindes, sowie für das Immunsystem. Kinder, die Muttermilch trinken, sind auch später weniger anfällig für Allergien. Zudem heilt Muttermilch auch Wunden, wie Kopfgneis oder wunde Brustwarzen. Und zuletzt ist es einfach ein wunderschönes Erlebnis, wenn das Kind an der Brust trinkt und dies nicht mit Schmerzen verbunden ist.

Meine Brustwarzen sind inzwischen abgehärtet und es tut tatsächlich nicht mehr weh! Und so hart es auch war und wie lange es auch gedauert hat, ich bin unendlich glücklich und auch sehr stolz, durchgehalten zu haben und mich Stück für Stück unserem Ziel genähert zu haben. Ich hoffe, dass ich anderen Frauen gute Tipps geben und auch Mut machen konnte, die es ähnlich schwer haben. Müttern, die diese Schmerzen an den Brustwarzen kennen und am liebsten das Handtuch werfen würden.

Bleibt stark und tapfer, es lohnt sich!

Ich hätte nie gedacht, dass Stillen so eine Herausforderung sein könnte. Ich verstehe jede Frau, die aufgibt und sich für Fertigmilch entscheidet. Aber ich bin froh, dass meine Freundinnen mir Mut gemacht haben, dranzubleiben und ich das Stillen nun genießen kann.

Fakten zum Stillen

👉 Ärzte empfehlen Stillen als gesündeste Ernährung für Neugeborene und Babys
👉 Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) rät dazu, Säuglinge bis mindestens zum sechsten Monat zu stillen, wenn es möglich ist.
👉 76,7 Prozent aller deutschen Mütter haben ihr Kind nach der Geburt versucht zu stillen
👉 Nach einem halben Jahr stillen nur noch 22 Prozent der deutschen Mamas
👉 Schmerzen, die mit dem Stillen in Verbindung stehen, gelten weltweit als die größte Herausforderung beim Stillen

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Katharina Kokoska

Mama eines wundervollen Sohnes // Frau eines fantastischen Mannes // Bloggerin // Informatikerin // Nach-Gran-Canaria-Ausgewanderte

1 Antwort

  1. 19. Juni 2024

    […] noch ein Krankenhausaufenthalt hinzu, der den Beginn des Stillen noch deutlich erschwerte. Ich habe diese Erfahrung in diesem Blog mit allen geteilt, weil ich es so wichtig finde dadurch anderen Müttern Mut machen […]

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