„Oma ist gestorben!“ – Wie spreche ich mit meinem Kind über den Tod?
Mein Sohn war drei Jahre alt als seine Oma starb. Und nur wenige Wochen alt als sein Patenonkel von uns ging; ein wunderbarer Mensch, den wir alle sehr liebten, und der viel zu früh aus dem Leben gerissen wurde. Zwei Mal schon erlebte mein Kind, dass Mama und Papa trauerten. Zwei Mal schon stand das Thema Tod im Raum. Und natürlich fragen wir uns als Eltern, wie man Kindern erklärt, dass geliebte Menschen (und Haustiere) irgendwann sterben. Oder fragten uns, wie man seine Trauer zeigen kann ohne das Kind zu verstören.
Kinder und Tod: Wo fängt man an?
„Oma ist gestorben“ oder „Dein Patenonkel ist tot“ sind Aussagen, die mir als Mama weh tun, wenn ich sie ausspreche. Menschen, die man liebt, zu verlieren, ist extrem schmerzhaft. Kleinkinder haben allerdings ein ganz anderes Verständnis von Leben und Tod. Oft begreifen sie nicht, dass der Tod endgültig ist. Daher ist es wichtig, altersgerechte Worte zu finden.
Was ist uns wichtig, wen wir über den Tod und die Trauer sprechen?
- Ehrlichkeit! Kinder spüren, wenn etwas nicht stimmt. Sätze wie „Er ist für immer eingeschlafen“ können verwirrend sein. Wir haben direkt gesagt: „Die Oma ist gestorben. Sie war alt und ihr Körper hat leider aufgehört zu funktionieren.“
- Einfühlungsvermögen! Die Reaktionen des Kindes auf keinen Fall bewerten, auch wenn sie für uns Erwachsene vielleicht schwer zu verstehen sind. Wenn zum Beispiel keine Tränen fließen, heißt das nicht, dass das Kind diesen Menschen nicht lieb hatte. Kinder verarbeiten anders – manchmal kommen die Fragen oder Gefühle erst Tage oder Wochen später.
Trauer: Wie man als Familie zusammenhält
Die Trauer ist etwas, das als Familie nicht tabuisiert werden sollte. Jeder reagiert anders und das ist okay so. Worauf wir als Familie achten:
- Gefühle zulassen ist wichtig: Wir haben offen gezeigt, dass auch wir traurig sind. Es ist wichtig, zu sagen: „Ich bin traurig, weil ich Deinen Patenonkel vermisse.“ Das hat unserem Sohn signalisiert, dass Gefühle normal und erlaubt sind.
- Rituale schaffen: Kleine Rituale helfen Kindern (und auch uns), mit dem Verlust umzugehen. Wir haben zu Hause viele Fotos hängen und sprechen auch darüber, wer darauf zu sehen ist. Und an Allerheiligen stellen wir noch mehr Bilder auf, erzählen Geschichten über unsere Verstorbenen und zünden eine Kerze an.
- Erinnerungen bewahren: Eine „Erinnerungsbox“ mit Bildern und persönlichen Gegenständen des Verstorbenen ist ein kleiner Schatz, der sicher stellt, dass wir den Menschen nicht vergessen, der von uns gegangen ist und Erinnerungen bewahren können. Ich nähe zum Beispiel gerade ein kleines Kuscheltier aus einem T-Shirt des Patenonkels . Das soll ihn an seinen Patenonkel erinnern.
Worte für schwierige Momente finden
Den Tod und Verlust in Worte zu verlassen ist immer schwer. Und auch Worte des Trostes sind bei Trauer kaum zu finden. Kinder hingegen sprechen oft aus, was ihnen durch den Kopf geht und stellen auch knifflige Fragen, wie „Warum sterben Menschen?“ oder „Wo ist Oma jetzt?“ Wir haben versucht, ehrlich und gleichzeitig beruhigend zu antworten.
Gemeinsam stark sein
Noch hat der Tod sich unserem Kind nicht von seiner schlimmsten Seite gezeigt. Er war zu jung und die Bindung zu den verstorbenen Menschen zu schwach, um große Trauer bei ihm auszulösen. Er hat bisher vor allem den Schmerz der Trauer bei Mama und Papa wahrgenommen. Und ich hoffe, dass viele Jahre vergehen bis Tod und Trauer frische Wunden reißen…
Ich habe im Freundeskreis aber Herzensmenschen, die einen tragischen Todesfall erleben mussten und in denen Kinder früh einen entsetzlichen Verlust erleiden mussten. Es ist schwer diesen Lieben gegenüber die richtigen Worte zu finden. Und der Schmerz ist so groß, dass es kaum auszuhalten ist! In so einer tragischen Situation wünsche ich jeder Familie eine professionelle Trauerbegleitung, die von außen unterstützt ohne selbst involviert zu sein. Und natürlich Freunde und Familienmitglieder, die mit viel Herz und Verständnis zur Seite stehen.
Kleine Kinder können beim Thema Tod übrigens Dinge sagen, die uns Erwachsen die Sprache verschlagen und uns auch gerne mal überfordern. Fragt das eine Kind das andere beispielsweise: „Ist Dein Papa jetzt im Himmel?“ halten umstehende Erwachsene gerne mal die Luft an. Auch in solchen Momenten versuche ich ehrlich und mit viele Liebe und Verständnis zu reagieren. Letztendlich gibt es keinen perfekten Weg mit den Hinterbliebenen und der eigenen Trauer umzugehen. Denn Trauer hat viele Gesichter und ist ein Prozess, der sich ständig wandelt und sehr individuell ist. Wichtig ist es, den engsten Vertrauten und Hinterbliebenen Raum zu geben und für sie da zu sein – ohne sie mit der eigenen Trauer zusätzlich zu belasten.
Wie gehe ich mit trauernden Freunden oder Familienangehörigen um? Fragen, was man tun kann. Fragen, ob und worüber sie sprechen möchten. Und viel Liebe und Verständnis mitbringen. Das ist mein Weg, wie ich mich dem Thema Tod und Trauer nähere. Und was auch ganz wichtig ist: jeder trauert anders. Niemand hat das Recht darüber zu werten oder zu urteilen, wie jemand trauert, was er darf oder nicht darf.
Wie sind eure Erfahrungen mit dem Thema?
Habt ihr vielleicht Tipps, die euch oder euren Kindern geholfen haben, mit Trauer umzugehen? Ich freue mich auf eure Geschichten – schreibt mir gerne in den Kommentaren!